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Sacred |
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Ascaron heißt das deutsche Gamestudio, welches man vor 2004 nur mit Spielen wie Anstoß oder Patrizier in Verbindung setzte. Der geneigte Rollenspielfan brachte den Entwicklern dementsprechend wenig Beachtung entgegen, denn sein wir ehrlich, mit Erfahrungspunkten wäre Fußball nur noch stupider. Im angesprochenen Jahr war diese Zeit der Ignoranz dann aber schlagartig vorbei, denn die kleine Firma aus Gütersloh kündigte nicht nur ein Hack’n’Slay-Rollenspiel an, man behauptete sogar, Diablo 2 vom Thron stoßen zu wollen. Im folgenden Review wird sich herausstellen, ob Sacred der höllischen Referenz tatsächlich gewachsen ist.
Das komplett in Deutsch gehaltene Spiel beginnt mit einer Anfangssequenz, die bereits zeigt, dass man von der Storyline nicht besonders viel erwarten kann, allerdings suchen wir ja auch noch nach dem Hack’n’Slay, welches das von sich behaupten kann. Plötzlich findet sich der Spieler dann auch schon in dem Bildschirm wieder, der sein weiteres Sacred-Leben bestimmen wird, der Charakterauswahl. 6 verschiedene Helden stehen zur Auswahl, jeder mit einem eigenen Repertoire an Fertigkeiten.
Der Gladiator, gerade erst der Arena entwachsen, bildet gleich zu Anfang die glänzende Ausnahme, denn während alle folgenden Klassen mehr oder weniger magiebegabt sind, verlässt sich der Raufbold lieber auf Rundumschlag, Attacke, Kampftritt und ähnliche Nahkampfangriffe, zudem kann er zwei Auren ausbilden, die Schaden zurückwerfen oder die Angriffskraft des Gladiators erhöhen. Als Nächstes stellt sich die Seraphim zum Gefecht, eine engelsgleiche, geflügelte Dame, die mit ihren Kampffertigkeiten ebenso reinhaut wie mit ihrer göttlichen Magie. Hier wird ein Gegner auf die eigene Seite bekehrt, dort schießen himmlische Blitze aus ihren Händen und an einer anderen Stelle lässt die Seraphim Klingen um ihren Körper kreisen. Die Dritte im Bunde ist die grazile Waldelfin, deren Fähigkeiten vor allem mit den Kräften der Natur und den Kräften einer gut gespannten Bogensehne im Bunde stehen. Sie ist im Stande, ihre Pfeile explodieren zu lassen, mehrere Geschosse auf einmal abzufeuern, die Gegner mit Hilfe eines Rankenkäfigs oder eines beschworenen Einhorns auf Distanz zu halten oder aber auch die eigenen Wunden heilen zu lassen. Nur der Nahkampf steht ihr nicht, im krassen Gegensatz zu dem düsteren Gesellen, um welchen es als Nächstes gehen soll. Der Dunkelelf ist äußerst begabt im Kampf mit allen möglichen Klingen, zudem steht ihm eine gute Auswahl an defensiven Fertigkeiten wie Magie- oder Projektilumleitung zur Verfügung, und letztendlich kann das dunkelhäutige Spitzohr noch mit Fallen um sich werfen, um die Gegner zu vergiften, ihre Sinne zu verwirren oder aber auch ihre Seelen in den Höllenschlund zu ziehen. Der Name des Kampfmagiers trügt, denn mit Kampf hat der bärtige Mann nicht viel an der Kapuze, seine Kräfte schlummern eher in der Tiefe der Seele. Ob die Gegner vom Fegefeuer verbrannt oder von einer mächtigen Windböe in Stücke gerissen werden, die Elemente gehorchen dem Kampfmagier wie keinem Zweiten. Weitere Fähigkeiten sind beispielsweise ein eiskalter Frostring oder aber die Aura des Geistes, welche die Zauber öfter zum Zug kommen lässt. Abschließend erhebt sich abermals eine zweifelhafte Gestalt aus der Dunkelheit ihres Sarges, die Vampirin, deren Fähigkeiten erst bei Nacht zur vollen Geltung kommen. Dann saugt sie dem Gegner per Vampirbiss das Leben aus, beschwört blutlüsterne Fledermäuse und Wölfe oder verwandelt eine Leiche in einen loyalen Mitstreiter. Aber auch unter dem Licht der Sonne weiß sich die dunkle Streiterin zu verteidigen, da sie auch über einige gewöhnliche Nahkampfattacken verfügt.
Je nachdem, welchen Charakter man ausgewählt hat, beginnt das Spiel an unterschiedlichen Punkten der großen Welt Ancaria, wo wir schon beim ersten großen Unterschied zum Klassenprimus Diablo angelangt wären. Während sich die Teufelshatz jeweils um eine Stadt und eine Vielzahl zufallsgenerierter Dungeons mit abschließendem Endgegner aufbaut, bietet Sacred dem Spieler eine komplette, lebendige Welt. Zahlreiche Dörfer und Städte bringen Abwechslung in die realistisch und schön gestalteten Wald-, Wüsten und Berglandschaften, mit jedem Bürger lässt sich ein kleiner Plausch führen und hier und da finden sich in Form von „Magischen Verstecken“ Gegenstände in den Ecken und Winkeln Ancarias verborgen. Zwar führt eine Reihe von meistens mit großer Laufarbeit verbundenen Hauptquests durch die Geschichte, aber nichts hindert den Spieler daran seine Schritte in eine andere Richtung als die vorgegebene zu bewegen. So findet man auch äußerst zahlreiche Nebenquests, die den Charakter mit Gegenständen, Gold und Erfahrungspunkten belohnen. Hier geht der Punkt für die Welt an Sacred, denn Ancaria zu bereisen ist wesentlich spannender als die aneinander gereihten Dungeons eines Diablos. Allerdings ist die Spielwelt ja nicht alles, was ein Spiel ausmacht, und zudem findet sich selbst dort der ein oder andere störende Schnitzer. So wird man sich in den ersten Paar Stunden des Spiels wohl hauptsächlich mit Goblins, Wölfen und einigen Dieben auseinandersetzen, und obwohl es teilweise schon wahre Massen von jenen Schurken sind, fällt die Armut an unterschiedlichen Gegnern negativ auf. Wenn man den zweihundertsten Goblin-Fresser auf die Bretter geschickt hat, sehnt man sich förmlich nach einem Drachen. Später im Spiel ist dieses Manko weniger zu spüren, da man häufiger auf Zwischengegner oder ungewöhnliche Gegnermengen trifft, trotzdem würde ich diesen Umstand als eines der großen Probleme des Spieles bewerten.
Kommt der Charakter in einen Kampf (was genretypisch nicht selten passieren wird), sollte man sich das Kampfsystem näher zu Gemüte führen. Jeder Held hat eine bestimmte Anzahl an Slots für Waffen und Spezialfähigkeiten zur Verfügung, mit steigendem Level erhöht sich diese ebenfalls. Mit der linken Maustaste attackiert man den Gegner normal, mit der rechten verwendet man die ausgewählte Spezialfähigkeit. Zwischen den Slots kann man mit den Nummerntasten umherschalten, die Tastaturbelegung ist leider allgemein nicht änderbar. In Sacred gibt es nur 5 Arten von Tränken, die man über festgelegte Hotkeys verwendet. Die Spezialfähigkeiten haben allesamt eine gewisse Zeit, die sie benötigen, bevor sie wieder verwendet werden können, so braucht eine gute Technik beispielsweise 10 Sekunden, bevor sie wieder verfügbar ist. Jeder Charakter hat zudem Fertigkeiten, passive Heldenwerte, die man beim Stufenaufstieg erhöhen kann. Diese senken etwa die Aufladezeit der Spezialfähigkeiten oder lassen den Spieler mehr Schaden mit Waffen verursachen. Die Spezialfähigkeiten findet man in Form von Runen bei besiegten Gegnern und nach erledigten Quests. Hat man nur Runen für andere Klassen erhalten (was nicht ungewöhnlich ist), sucht man in einem Dorf den so genannten Combomeister auf und tauscht sie gegen passende Schmuckstücke ein. Dieses Runensystem hat durchaus seinen Reiz, nimmt dem Spieler allerdings die Motivation durch das Erlernen von mächtigeren Skills, da man theoretisch alle Fähigkeiten schon auf Stufe 1 erhalten kann. Eine weitere sinnvolle Funktion des Combomeisters ist das Erstellen von Combos. So kann der Gladiator etwa einen Sprungkick mit zwei darauf folgenden Rundumschlägen kombinieren und so mächtige Spezialfähigkeiten erfinden. Diese Combos haben dann natürlich auch höhere Aufladezeiten, 3 Minuten oder mehr sind bei besonders kraftvollen Kombinationen keine Seltenheit. Das Zusammensetzen verschiedener Skills zu Combos ist eine interessante Angelegenheit und auch sehr gut umgesetzt. Neben den Spezialfähigkeiten und den Charakterfertigkeiten bestimmt auch die Ausrüstung, wie gut ein Held im Kampf ist. Neben den gewöhnlichen Kriegsprügeln wie Schwertern, Äxten oder Bögen finden sich auch Rüstungen, Schuhe, Armschützer, Schulterpolster, Ringe und Helme. Fast jeder Gegenstand hat besondere Eigenschaften, vor allem die magischen Items weisen etwa Resistenzen gegen Elementarangriffe, Attributerhöhungen oder Boni auf verschiedene Fertigkeiten auf. Eine gute Funktion, ähnlich wie die Waffenslots bei Diablo, ist die Möglichkeit, magische Schmuckstücke wie Ringe oder Amulette, teilweise sogar Runen in Waffen einzubauen und diesen so noch weitere Verbesserungen zuzuweisen. Dafür muss man allerdings einen Schmied aufsuchen, den es in jeder größeren Stadt zu finden gibt.
Neben dem Combomeister und dem Schmied gibt es auch noch Händler, um gefundenes Zeug zu verkaufen oder aber neue Gegenstände zu erwerben. Die vierte wichtige Person im Bunde ist wohl auch die innovativste, denn der Pferdehändler erleichtert das Reisen durch Ancaria ungemein. So kann man ein Pferd kaufen, und je nach Preis bewegt sich der Held dann mit verschiedener Geschwindigkeit auf dessen Rücken durch die Ebenen des Landes. Es gibt zwar auch Portale, aber diese sind selten und außerdem vor allem zu Beginn des Spieles nie da, wenn man sie wirklich mal braucht. Die zahlreichen Nebenquests, die man in Städten und teilweise auch am Wegesrand erhält, sind durchaus unterhaltsam und teilweise auch recht anspruchsvoll, zudem findet man am unteren Bildschirmrand einen nützlichen Kompass, der stets verrät, wo man als nächstes hin muss. So muss man an einer Stelle in bester Rittermanier entführte Jungfrauen aus einer düsteren Höhle befreien, das Vernichten besonders starker Gegner oder das Wiederbeschaffen eines seltenen Gegenstandes findet man häufiger. Leider macht sich etwa in der Hälfte des Spieles ein wenig Ernüchterung breit, wenn man realisiert, dass man vom puren Monster-Schlachten genau soviel oder sogar mehr Erfahrungspunkte und Gegenstände erhält wie beim mühevollen Lösen der Quests.
Die Grafik von Sacred ist zwar keine Revolution, passt aber perfekt zu der atmosphärischen Welt, mit ihren zahlreichen Animationen und liebevoll sowie realistisch gezeichneten Details, einige Skills bieten zudem auch hübsch anzusehende Effekte. Der Sound trägt weiterhin zu dem mittelalterlichen Fantasy-Ambiente bei, obgleich er auch keine Ohrwürmer verursacht und nur angenehm im Hintergrund läuft.
Als Letztes widme ich mich einem großen Problem dieses Spieles, der erschreckenden Bug-Dichte. Gut ersichtlich an der Tatsache, dass die erste Version von Sacred ohne einen Patch nicht spielbar war, weil man kurz vor dem Ende einfach hoffnungslos nach etwas gesucht hat, dass es in dieser Version noch gar nicht gab. Inzwischen sind die größten Probleme zwar von Ascaron behoben worden, aber hier und da tut sich doch noch ein Abgrund der Spielentwicklung auf. Wenn ich beispielsweise in einer Quest versage, sollte der NPC, der mir helfend zur Seite gestanden hat, mir nicht bis zum Ende des Spiels folgen. Falsche Gegenstandsbeschreibungen oder gelegentlich ein komplettes Einfrieren des Interfaces, was das Wechseln von Slots komplett verhindert, sind auch nicht gerade der Traum eines jeden Spielers. Letztendlich ist Sacred auch noch das ein oder andere Mal abgestürzt und ich hoffe, dass es an meinem PC lag.
Trotz allem ist Sacred noch immer ein sehr gutes Spiel mit einer wunderbaren Atmosphäre und einer sehr langen Spielzeit, wenn man wirklich alle Quests mitnimmt, geht die Stundenzahl in den dreistelligen Bereich, zudem gibt es ja 6 Charaktere… Das Game ist inzwischen auch in einer Gold-Edition erschienen, die neben dem Add-On Underworld (Siehe dort) auch den offiziellen Soundtrack sowie eine Karte Ancarias erhält, und das Ganze zu einem fairen Preis, den man bei der Suche nach einem guten Zeitfresser nicht ausschlagen sollte. Letztendlich muss man sagen, dass die Frage nach dem Spiel auf dem Hack’n’Slay Thron wohl unbeantwortet bleiben würde, wenn Ascaron sich ein Beispiel an der Unfehlbarkeit der Patches von Diablo-Entwickler Blizzard genommen hätte. Aber mit der erschreckenden Bug-Anzahl auch so spät nach Erscheinen des Spieles geht diese Runde eindeutig an die Amerikaner und man möchte doch bitte nie wieder etwas von deutscher Wertarbeit hören.
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Sacred
Jetzt kaufen ab 4.99 € |
Erscheinungsdatum: 15.09.2007 |
Beschreibung:Shaddar - sein Name und gleichsam sein Geburtsmal, denn in der Sprache der Dunkelelfen von Zhurag-Nar bedeutet Ilim Shaddar nichts anderes als Wanderer des Schattenreiches. Shaddar nutzte Geld und Macht, um sich den Kräften der Finsternis...
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Trailer vorhanden |
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Sacred Underworld AddOn
Jetzt kaufen ab 5.00 € |
Erscheinungsdatum: 15.09.2007 |
Beschreibung:Das heiß erwartete AddOn Sacred Underworld setzt nahtlos am international erfolgreichen Action-Rollenspiel Sacred an. Es erzählt die Geschichte um Ancaria fort, das sich jetzt einer schrecklichen Bedrohung aus seinen Tiefen entgegen sieht....
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